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Kommunale Wärmeplanung Mühlacker

Die große Kreisstadt Mühlacker mit ihren 26.777 Einwohnerinnen und Einwohnern (Stand 31.12.2022) sieht in der kommunalen Wärmeplanung einen wichtigen Schritt, um die klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen.

DAS ZIEL: Klimaneutrale Wärmeversorgung

Mit der kommunalen Wärmeplanung wird das Ziel der klimaneutralen Wärmeerzeugung bis 2040 gemäß Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) angestrebt. Der kommunale Wärmeplan ist ein zentrales Instrument, um das Handlungsfeld Wärme innerhalb einer nachhaltigen Stadtentwicklung gestalten zu können. Die Stadt Mühlacker entwickelt dabei einen eigenen Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung, der die jeweilige Situation vor Ort bestmöglich berücksichtigen soll. Ein solcher Plan dient als strategische Grundlage, um konkrete Entwicklungswege zu finden und die Kommune in puncto Wärmewende zukunftsfähig zu machen. Schwerpunkte sind dabei einerseits die Analyse bisher nicht genutzter Potenziale, wie z. B. von Abwärme oder Umweltwärme und andererseits eine Effizienzanalyse im Hinblick auf ökologische, technische und wirtschaftliche Aspekte

Inhalt der kommunalen Wärmeplanung

Grundlegende Aufgabenstellung ist die Entwicklung eines kommunalen Wärmeplans als Basis einer Strategie für die langfristig CO2-neutrale Wärmeversorgung des Gebietes der Kommune bis zum Jahr 2040. Der kommunale Wärmeplan zeigt dafür den aktuellen Sachstand der Wärmeversorgung sowie verschiedenste Perspektiven der Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energiequellen, Abwärme und KWK (Kraft-Wärme-Kopplung, KWK) auf. Über einen Zwischenstand für das Jahr 2030 ist daraus das klimaneutrale Zielszenario 2040 zu entwickeln.

Im Wesentlichen gliedert sich die Planerstellung in vier Hauptphasen:

Hauptphasen der kommunalen Wärmeplanung

Beschluss über die kommunale Wärmeplanung

Der Gemeinderat der Stadt Mühlacker hat am 23.04.2024 in öffentlicher Sitzung die kommunale Wärmeplanung der Stadt Mühlacker (Abschlussbericht), bestehend aus den Ergebnissen der Bestands- und Potenzialanalyse, Zielszenario und Wärmewendestrategie mit den nachfolgend aufgeführten Maßnahmen beschlossen:

  • Wärmenetzerweiterung Mühlacker
  • Quartierskonzept Neubaugebiet Ziegelhöhe
  • Prüfung Energiezentrale Ziegelhöhe
  • Machbarkeitsstudie neues Wärmenetz Lomersheim
  • Machbarkeitsstudie Flusswärme aus der Enz
  • Energetische Modernisierung von Gebäuden in Sanierungsgebieten
  • PV-Freiflächenprojekt Großglattbach
  • Windpark Großglattbach
  • Quartierskonzept Enzberg Lederfabrik


Nach § 27 Abs. 5 KlimaG BW ist die Stadt Mühlacker verpflichtet, diese Fachplanung im Internet zu veröffentlichen. Sie können die kommunale Wärmeplanung der Stadt Mühlacker hier als pdf-Datei herunterladen:

Informationsveranstaltung - Öffentlichkeitsbeteiligung der kommunalen Wärmeplanung Mühlacker

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung gemäß § 27 Abs. 3 Satz 3 Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) an der kommunalen Wärmeplanung der Stadt Mühlacker fand am 18.03.2024 eine Informationsveranstaltung statt.

Die Präsentation der Informationsveranstaltung vom 18.03.2024 können Sie hier einsehen:

Präsentation der Informationsveranstaltung vom 18.03.2024

Fragen und Antworten

Im Rahmen der Informationsveranstaltung wurden verschiedene Fragen aus der Öffentlichkeit vorgebracht. Ihre Fragen und unsere Antworten zur Kommunalen Wärmeplanung finden Sie hier:

  1. CO2 neutrale Wärmeversorgung bis 2040?
    Die Wärmeversorgung soll bis 2040 klimaneutral sein. Deshalb muss der heutige Wärmebedarf – insbesondere im Gebäudesektor – konsequent reduziert werden. Den verbleibenden Bedarf sollen künftig erneuerbare Energien decken. Um diese im Land konsequenter zu nutzen, müssen die Infrastrukturen darauf ausgerichtet und optimiert werden.

  2. Bei den Eignungsgebieten für Wärmenetzen (S.46 im Abschlussbericht) zeigt sich eine überdurchschnittliche gute Eignung im Bereich von Industrie/Gewerbegebieten. Warum ist das so? Wird Gewerbe bevorzugt?
    Im Bereich von gewerblicher Bebauung gibt es auf relativ geringer Leitungslänge viele Gebäude mit hohen Abnahmebedarf. Insofern sind Gewerbegebiete grdstzl. besser als eine Einfamilienwohnhausbebauung in offener Bauweise für die Verlegung von Wärmenetzen geeignet. Hinzu kommt, dass die in dem Gewerbegebiet Waldäcker gelegene Biomethananlage an das innerstädtische Wärmenetz angebunden werden könnte. Dabei liegt das bestehende Gewerbe/Industriegebiet Kißlingweg/Industriestraße quasi auf dem Weg in die Innenstadt. Im innerstädtischen Bereich sollen die bestehende Netze der Stadtwerke (derzeit 950 m im Bereich von Rappstraße und Bahnhofstraße und im Wohngebiet Heidenwäldle) erweitert werden. Das langfristige Ziel ist die Verbindung der beiden Netze.

  3. Warum sind Neubaugebiete nicht als Eignungsgebiete ausgewiesen?
    Die Wärmeplanung untersucht Eignungsgebieten für die Versorgung mit Wärmenetzen. Eignungsgebiete sind Gebiete, die grundsätzlich auf Basis der vorgegebenen Bewertungskriterien für Wärmenetze geeignet sind. Die Wärmeliniendichte (gemessen in Kilowattstunden pro Jahr und Meter Trassenlänge) ist bei der Ausweisung von Eignungsgebieten ein zentraler Parameter. In Neubaugebieten befinden sich auf einer Trassenlänge relativ wenige Wärmeabnehmer. Insofern sind dort andere Arten der Wärmeversorgung wirtschaftlicher.

  4. Wie sieht es in Enzberg mit Wärmenetzen aus?
    Aktuell sind andere Arten der Wärmeversorgung (Wärmepumpe) in Enzberg für die Verbraucher wirtschaftlicher als die Installation eines Wärmenetzes, wobei der vorgestellte Abschlussbericht zunächst nur die strategische Grundlage für die lokale Wärmeversorgung unter Berücksichtigung aktueller Gegebenheiten darstellt.
    Spätestens in sieben Jahren ist eine Fortschreibung des Plan erforderlich. Im Rahmen der Fortschreibung ist auch die Ausweisung weiterer Wärmenetze denkbar.

  5. Wer trägt die Anschlusskosten an ein Wärmenetz?
    Nach jetzigen Stand trägt der Anschlussnutzer die Kosten.

  6. Maßnahme 6: Quartierskonzept Mühlhausen (Bauerngewand), S. 100 im Abschlussbericht. Was beinhaltet die Maßnahme? Das Bauerngewand ist ein geplantes Neubaugebiet in Mühlhausen. Die Maßnahme beinhaltet die Nutzung von Flusswäre der nahegelegenen Enz für die Versorgung des Gebiets mittels einer Großwärmepumpe. Die Planung des Gebiets ist allerdings schon weit fortgeschritten, sodass ein Quartierskonzept nicht ohne weiteres eingeplant werden kann. Darüber hinaus können Einfamilienhausgebiete am wirtschaftlichsten über eine Kombination von Wärmepumpen mit PV-Anlagen dezentral versorgt werden.

  7. Wie sieht es zukünftig mit Wasserstoff aus?
    In Mühlacker ist die Erdgasinfrastruktur im Stadtgebiet flächendeckend etabliert. Die Eignung für die Nutzung von Wasserstoff im Gasnetz für die Wärmeversorgung ist nicht prioritär Gegenstand der Analysen der Wärmeplanung. Grundsätzlich ist das Gasnetz auch für die Führung von Wasserstoff geeignet. Allerdings müssten die Wärmeerzeugungsanlagen in den Gebäuden ausgetauscht werden.

  8. Eine Wärmepumpe ist nur dann klimaneutral, wenn sie auch mit regenerativer Energie betrieben (100%) wird. Wenn der Strom aus Kohle erzeugt wird, ist keine Klimaneutralität gegeben.
    Die kommunale Wärmeplanung berücksichtigt die Wärmeversorgung auf lokaler Ebene und hat keinen Einfluss auf die überörtliche Energieerzeugung. Die im Bericht beschriebenen Maßnahmen und Projekte zur Energiegewinnung (z.B. Windenergieanlage, Freiflächen-PV-Anlage, Flusswärmenutzung) sind aber allesamt zu 100 % klimaneutral.

  9. Nahwärme mit Grundstoff HOLZ. Kann die Nutzung von Holz z.B. für ein kleineres Nahwärme-Heizwerk in Betracht gezogen werden?
    Ohne die etwaigen Stoffstrombilanzen in der Region genau zu kennen, kann dies natürlich immer eine Option sein, welche nicht einfach ausgeschlossen werden sollte. In der Realität werden die Einsatzstoffe für ein etwaiges Heizkraftwerk jedoch immer dort beschafft, wo sie am Markt am günstigsten zu beschaffen sind – also über diverse Händler mit jeweils unterschiedlichen Quellen.
    Falls eine Heizzentrale für ein Gebiet gebaut wird, erfolgt immer eine Betrachtung aller möglichen Primärenergiequellen mitunter auch Altholz bzw. Holzhackschnitzel.
    Die Verwendung von Holz wurde im Bericht als „Biomasse“ (Erschließbare Energie aus organischen Materialien, Abbildung 39, Seite 74-75) erwähnt.
    Das lokale thermische Biomassepotenzial beträgt 56 GWh/a (Abbildung 25, Seite 40) und setzt sich aus festem Waldrestholz und Biogas (Energiepflanzen) zusammen.